Asklepios Konzern wehrt sich gegen schwere Vorwürfe von ARD-Reportage – Parchimer Klinik sucht Kinderärzte
Im Brennpunkt der Recherchen der ARD-Dokumentation „Markt macht Medizin“, die am 20. Juli um 22.00 Uhr ausgestrahlt wird, steht der Klinik-Konzern Asklepios. Dem Betreiber des Parchimer Krankenhaus wird vorgeworfen, die Kinder- und Jugendabteilung aus wirtschaftlichen Interessen geschlossen zu haben.

Ein Mädchen zur Untersuchung bei einer Kinderärztin (Symbolbild)
Foto: iStock
Der Asklepios Konzern betreibt rund 160 medizinische Einrichtungen in 14 Bundesländern, eine davon in Parchim, gelegen in Mecklenburg-Vorpommern. Seit Schließung der dortigen Kinder- und Jugendabteilung im Frühjahr 2019 müssen die Parchimer die über 50 Kilometer entfernte Kinderklinik in Schwerin aufsuchen.
Als Alternative war die Möglichkeit im Gespräch, dass kranke Kinder nachts und am Wochenende im Notfall per Hubschrauber nach Schwerin geflogen werden. Den dafür notwendigen und seit Dezember 2019 von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) versprochenen Flugplatz gibt es bislang nicht. Glawe hatte gemeinsam mit dem privaten Betreiber eine Tagesklinik angekündigt, die mit 150.000 Euro jährlich bezuschusst werden sollte.
Davon hält der Ärztekammerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, Professor Andreas Crusius, jedoch nichts. Schließlich gehöre Kindermedizin zur Grundversorgung. Ansonsten bräuchte man ja nur noch ein Krankenhaus in der Mitte und alle Patienten könnten hin- und herfliegen, erklärte er.
Ärztemangel oder wirtschaftliche Interessen?
Als Grund für die Schließung gab die Unternehmensleitung der Asklepios-Klinik Ärztemangel an, der aufgrund des immer wieder benannten Fachkräftemangels auch plausibel erscheint. Laut „Markt macht Medizin“ soll im März 2019 ein zweijähriges Mädchen gestorben sein, weil die diensthabenden Ärzte in der Parchimer Klinik ihre Lungenentzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt hätten. Der Tod des Kindes wäre laut einem der Staatsanwaltschaft vorliegenden Gutachten vermeidbar gewesen.
Das ARD-Team führt an, dass Kindermedizin für viele Kliniken ein Kostenfaktor sei. „Die Versorgung von Kindern ist personal- und zeitintensiv, zudem kaum planbar“, heißt es von dort. Geld lasse sich damit nicht verdienen. Dass der Klinikbetreiber die Kinderstation aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen habe, bestreitet der Konzern.
Allerdings sind die Angaben zum Personal seitens der Klinik umstritten. Laut ARD-Bericht musste der Konzern einräumen, dass er dem Chefarzt und zwei Assistenzärzten selbst gekündigt habe. Die Kündigung des Chefarztes der Kinderklinik hatte Asklepios zunächst gegenüber „Markt macht Medizin“ schriftlich bestritten, heißt es.
Auch die öffentliche Erklärung des Geschäftsführers, dass es „keine einzige Bewerbung“ auf die Stelle gegeben habe, scheint nicht korrekt. Angeblich soll sich eine Ärztin „trotz großzügigem Vertragsangebot“ nicht mehr bei der Klinik gemeldet haben. Laut „Markt macht Medizin“ hingegen liegt eine E-Mail der Bewerberin vor, die bereit sei, die Stelle in Kürze anzutreten.
Die Asklepios Kliniken weisen den Vorwurf der ARD-Dokumentations entschieden zurück: Die Schließung der Kinderstation Parchim habe, anders als von der ARD-Dokumentation vorgeworfen, keine ökonomischen Gründe. „Allein aufgrund der fehlenden Ärzte musste diese Station leider geschlossen werden“, heißt es von der Klinikleitung.
Klinik sucht Kinderärzte
Auf Nachfrage der Epoch Times teilte Guido Lenz, Regionalgeschäftsführer Region Nord/Ost des Asklepios-Konzerns, mit, dass für den Betrieb der Kinder- und Jugendstation mindestens drei Fachärzte sowie drei weitere Assistenzärzte erforderlich seien. Den Vorwurf, dass die Station wegen wirtschaftlicher Aspekte aufgegeben wurde, kann er nicht nachvollziehen.
Es gab lediglich eine einzige Bewerberin, die sich auch nur für eine Beschäftigung in Teilzeit interessierte, teilt die Geschäftsführung mit. Trotzdem habe man ihr ein Vertragsangebot unterbreitet. Eine Einstellung sei im weiteren Verlauf nicht zustande gekommen. „Aber selbst mit dieser einen Ärztin in Teilzeit, als einzige Fachärztin, wäre die Kinderstation nicht zu betreiben gewesen“, betont die Geschäftsführung.
Für Asklepios ist klar, dass die Station wieder geöffnet wird, sobald eine stabile ärztliche Versorgung im Sinne der kleinen Patientinnen und Patienten sichergestellt werden kann.
Dazu benötige es mehrere fest angestellte Ärztinnen oder Ärzte, und zwar in Vollzeit. Trotz umfänglicher Bemühungen sei es bislang nicht möglich gewesen, die hierfür erforderliche Mindestbesetzung an ärztlichem Personal zu gewährleisten.
Nun wirbt die Klinik erneut aktiv um Personal, um die medizinische Versorgung von Kindern in der Region sicherstellen zu können. Bei der Kinderstation in Parchim handelt es sich nach Angaben von Asklepios um eine technisch hervorragend ausgestattete Station, in die der Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder gezielt investiert habe, um die Leistungsfähigkeit für Patienten und auch ihre Attraktivität für Mediziner zu sichern.
Die Bewerbungen neuer Kinderärzte nimmt die Asklepios-Klinik in Parchim entgegen.
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