Kostspieliger Klima-Effekt: Vorfahrt der E-Mobilität vom Staat teuer erkauft
Batteriebtriebene-Fahrzeuge gelten im Kampf gegen die Klimaerwärmung als der heilige Gral. Der deutsche Fiskus befeuerte den Elektro-Boom allein zwischen Juni 2020 und Juni 2021 mit rund 1,9 Milliarden Euro. Nun zeigt eine Studie der Deutschen Bank, dass die staatliche Geberlaune der ökologischen Effektivität widerspricht – und Besserverdiener begünstigt.
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Ein Mann entfernt an einem Auto mit Plug-in-Hybrid-Antrieb in Berlin-Mitte den Stecker. Die höheren Kaufprämien für E-Autos sollen schon bald bis 2025 verlängert werden.
Elektroautos sind en vogue. Der Anteil batterieelektrischer Autos sowie von Plug-in-Hybriden an den gesamten Pkw-Neuzulassungen lag hierzulande zwischen Januar und Ende Juni bei über 22 Prozent. Damit liegt Deutschland deutlich über dem Durchschnitt der EU. Angetrieben wird der Markt vor allem durch staatliche Subventionen. „Noch immer gibt es keinen relevanten Automarkt, in dem Elektroautos ohne Subventionsregime auf hohe Marktanteile kommen“, schreibt die Deutsche Bank in einer aktuellen Studie.
Dazu zählen indes nicht nur die direkten Kaufprämien von bis zu 9000 Euro, die der Staat für Elektroautos gewährt. Hinzu kommen weitere fiskalische Effekte während der Nutzung, allen voran geringeren Steuereinnahmen. So ist die Energie- bzw. Mineralölsteuer deutlich höher als die Stromsteuer, während die Steuer für E-Fahrzeuge deutlich niedriger ist als für Verbrenner. Hinzu kommen die CO2-Abgabe auf Benzin und Diesel sowie die Mehrwertsteuer. Noch weiter sinken die Steuereinnahmen, wenn Elektroautos als Firmenwagen genutzt werden.
Die volkswirtschaftlichen Kosten der E-Mobilität sind enorm. Denn auf diese Weise summieren sich die staatlichen Effekte über die gesamte Nutzungsdauer auf mehr als 20.000 Euro zusammen, wenn in der gehobenen Mittelklasse ein Elektrofahrzeug statt eines Autos mit Verbrennungsmotor genutzt wird, rechnen die Studienautoren Eric Heymann und Katharina Knuth vor. Zum Vergleich: Die Ausgaben der öffentlichen Haushalte pro Schüler lagen in Deutschland im Jahr 2019 bei 8.200 Euro.
Quelle: Deutsche Bank Research
Gutbetuchte profitieren zu Lasten der Geringverdiener
Ein weiteres Problem ist die soziale Schieflage. „Besserverdiener profitieren aktuell nämlich am meisten von den Fördermaßnahmen, während Geringverdiener (mit eigenem Auto) gemessen an ihrem verfügbaren Einkommen einen recht hohen Teil der Fördermaßnahmen zahlen“, heißt es in der Studie. Die Folge: Wenn Subventionen in Zukunft heruntergefahren werden, besteht neben einem generellen Dämpfer bei der Nachfrage auch die Gefahr, dass einkommensschwache Haushalte gleichsam dafür bestraft werden, dass sie sich bislang noch kein förderfähiges Elektroauto leisten konnten.
Zwar tragen die staatlichen Fördermaßnahmen nach Ansicht der Deutschen Bank dazu bei, dass der technische Fortschritt in der Elektromobilität voranschreitet. Vorerst sei der Klimaeffekt aber noch klein und teuer erkauft. „Die CO2-Vermeidungskosten können die Schwelle von 1.000 Euro je pro Tonne übersteigen“, schreibt das Autorenteam. „Im Emissionshandel liegen sie lediglich bei gut EUR 50 pro Tonne. Damit genügt das aktuelle regulatorische Förderregime nicht den Kriterien der ökonomischen Effizienz und der ökologischen Effektivität. Entsprechend ernüchternd lautet das Fazit: „Ein Allheilmittel ist die Elektromobilität in Sachen Klimaschutz dagegen nicht.“
Dies deckt sich mit einer Studie von 171 Experten technischer Hochschulen. „Die Klima-Rechnung geht nicht auf“, zitierte die Stuttgarter Zeitung deren Positionspapier im Juni. Die realen CO2-Emissionen der E-Autos im Jahr 2030 für Deutschland seien mehr als doppelt so hoch wie bislang angenommen. Der Kohlendioxid-Ausstoß könne in der Summe durchaus das Doppelte höher liegen als angenommen.