
LMU-Corona-Studie: „Verschärfung des Teil-Lockdowns hatte kaum positiven Effekt“
Die jüngste Studie der CODAG-Gruppe der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zur Corona-Entwicklung weckt Zweifel an der Wirksamkeit der Lockdown-Maßnahmen. Vor allem in den am stärksten betroffenen Bundesländern wie Sachsen hielt sich der Effekt in Grenzen.

Ein Mann geht an einem wegen Lockdown geschlossenen Geschäft vorbei. Symbolbild.
Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images
Am Donnerstag der Vorwoche (21.1.) präsentierte die CoDAG, die „Corona Data Analysis Group“ von Statistikern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ihren mittlerweile 7. Bericht über die Entwicklung des Infektionsgeschehens. Die Bilanz ist ernüchternd.
Ihre Analyse hat ergeben, dass bereits der Teil-Lockdown von Anfang November in stark betroffenen Gebieten keinerlei Effekt gehabt habe, und auch die verschärfte Variante seit Anfang Dezember habe kaum gewirkt. Für Protagonisten einer „Zero Covid“-Politik, die das Wirtschaftsleben völlig zum Erliegen bringen wollen, stellen die Zahlen eine herbe Ernüchterung dar.
Nur in Bayern verfestigter Rückgang der Zahlen
Wörtlich heißt es in dem Bericht:
„Eine Analyse zeigt: Der Teil-Lockdown Anfang November hatte keinerlei Effekt in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Verschärfung des Teil-Lockdowns Anfang Dezember hatte kaum positiven Effekt.“
Darüber hinaus vergleichen die Forscher die unterschiedlichen Entwicklungen in Deutschland und Österreich. Einen in der Tendenz positiven Trend, der sich sogar verfestigt habe, konnten sie dem Freistaat Bayern attestieren. Auch diesem wird ein Teil der Analyse gewidmet.
Lockdown-Wirkungen seit November ausgewertet
Zur Methode der Erhebung und Auswertung heißt es aus dem Team um Prof. Dr. Göran Kauermann und Prof. Dr. Helmut Küchenhoff, man habe die Anzahl der gemeldeten COVID-19 Infektionen jeweils drei Wochen vor und drei Wochen nach den Stichtagen der Maßnahmen als Grundlage genommen.
Dabei habe man das Datum der Infektion als relevanten Faktor behandelt und nicht das Datum des positiven Testergebnisses. Damit konnte man etwaige zeitversetzt eintretende Wirkungen in die Analysedaten einpreisen.
Anhand der gemeldeten positiven Corona-Testfälle wollte man in weiterer Folge untersuchen, ob das exponentielle Wachstum in diesem Bereich nach dem Teil-Lockdown beziehungsweise dessen Verschärfung Anfang Dezember gebrochen werden konnte.
Drastische Übersterblichkeit in Sachsen auch ohne Corona-Tote
Was schon im fünften Bericht angeklungen war, als man bezüglich des verschärften Lockdowns noch keine Prognose gewagt hatte, hat sich bestätigt: Entscheidende positive Effekte zeigen sich kaum, zudem gibt es sehr starke Unterschiede in den Entwicklungen zwischen den Bundesländern. Insbesondere in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen habe keine der Lockdown-Restriktionen eine Trendwende hervorgerufen.
Dort sei die Entwicklung bei den über 80-Jährigen nach wie vor unverändert, während in allen anderen Altersgruppen zumindest eine leichte Entspannung festzustellen sei. Ein Abflachen der Zahl an positiv Getesteten in der ältesten Bevölkerungsgruppe sei lediglich in Hamburg und im Saarland festzustellen.
Speziell im seit Herbst stark von der Corona-Krise heimgesuchten Sachsen waren bereits im Vorfeld der Veröffentlichung der Studienergebnisse Fragen bezüglich einer möglichen hohen Dunkelziffer an Infizierten laut geworden. Grund dafür war, dass es im Freistaat im Dezember und auch schon im November eine enorme Übersterblichkeit gegeben hatte.
Mehr Tote in Pflegeheimen als Folge von Besuchsverboten?
Die Anzahl an Verstorbenen in Sachsen lag der LMU zufolge 70 Prozent über dem Wert, der statistisch mit Blick auf die Jahre zuvor zu erwarten gewesen wäre.
Laut Wissenschaftler Göran Kauermann könne jedoch “etwa die Hälfte der zur Zeit beobachteten Übersterblichkeit in Sachsen… nicht direkt mit einer registrierten Covid-19-Erkrankung in Verbindung gebracht werden.” Das heißt, in Sachsen starben auch ohne Corona etwa 30 Prozent mehr als zu erwarten war. Einen Fehler in den Daten schloss Kauermann aus.
Die Erklärungsansätze reichten von unterbliebenen oder gar verschwiegenen Corona-Tests an Verstorbenen über eine allgemein besonders starke Überalterung bis hin zu älteren Menschen in Pflegeheimen, die infolge der Besuchsverbote ihren Lebenswillen verloren hätten. Allerdings bleiben bis dato alle Erklärungsansätze im Bereich der Spekulation.
LMU: „Untersterblichkeit bei 30- bis 59-Jährigen“
Der Vergleich zwischen Deutschland und Österreich lässt zudem erkennen, dass im Nachbarland der Anstieg an positiv Getesteten steiler war, allerdings schon zu einem früheren Zeitpunkt ebenso deutlich wieder nach unten ging.
Demgegenüber vollzog sich der Anstieg in Deutschland deutlich weniger steil, dafür sei noch keine Trendwende ersichtlich und die Todeszahlen in Deutschland scheinen noch nicht ihr Maximum erreicht zu haben.
Während der Teil-Lockdown bei jüngeren Altersgruppen einen schnellen Rückgang der Ansteckungszahlen nach sich gezogen habe, flachte die Kurve bei den Über-80-Jährigen erst ab dem verschärften Lockdown ab.
Ob die Korrelation in diesem Zusammenhang allerdings auch eine Kausalität impliziert, ist höchst fraglich. Immerhin galten in Alters- und Pflegeheimen, in denen eine Vielzahl an Menschen aus dieser Altersgruppe lebt, bereits zuvor verschärfte Hygienebestimmungen.
In der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen gibt es den Erkenntnissen der LMU zufolge trotz Corona sogar eine deutliche Untersterblichkeit. Allerdings habe das, so Göran Kauermann, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nur indirekt mit dem Lockdown-Geschehen zu tun: In dieser Altersgruppe ist „das allgemeine Sterberisiko vor allem durch Unfälle getrieben“ – und die Beschränkungen haben unter anderem auch einen Rückgang des Straßenverkehrs bewirkt.

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