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Warum die Inflation gefühlt etwa dreimal so hoch ist wie die offizielle Zahl

Die Großhandelspreise schnellen weiter in die Höhe, gerade Alltägliches wie Strom, Tanken und Lebensmittel wird immer teurer. Die Verbraucher empfinden die Inflation laut einer Umfrage allerdings als viel höher. Ein Experte erklärt, warum das so ist.

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Die Großhandelspreise steigen weiter leicht an.

Foto: TORSTEN SILZ/AFP via Getty Images

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Lesedauer: 4 Min.

Die Menschen spüren die hohe Inflation jeden Tag. Auch die Großhandelspreise steigen immer weiter an. Im September waren diese um 19,9 Prozent höher als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr ist damit erneut höher ausgefallen als in den Vormonaten.
Im August hatte die Veränderungsrate +18,9 Prozent betragen, im Juli +19,5 Prozent. Seit Februar 2021 befindet sich die Änderungsrate der Großhandelspreise im Vergleich zum Vorjahresmonat konstant im Plus. Im Vormonatsvergleich stiegen die Großhandelspreise im September um 1,6 Prozent.

Wieso ist die gefühlte Inflation viel höher?

Im September stieg die Inflation in Deutschland auf 10 Prozent, nach 7,9 Prozent im August. Laut einer im September durchgeführten Umfrage der IU Internationalen Hochschule ist für die Verbraucher das tägliche Leben gefühlt um 34,2 Prozent teurer geworden. Doch wie kommt es zu solch einem deutlichen Unterschied zwischen offizieller und gefühlter Inflation?
Dr. Johannes Treu, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der IU, erklärt diese Wahrnehmung der Verbraucher. „Wir nehmen Inflation immer dort wahr, wo wir Konsumausgaben haben. Den Menschen interessiert es, was er täglich zahlen muss, um seine Grundbedürfnisse zu erfüllen. Wenn wir jedes Mal beim Einkaufen merken, dass der Warenkorb teurer wird, neigen wir dazu, die reale Steigerung im Gesamten zu überzeichnen.“
Die Preise für die täglichen Dinge wie Strom, Tanken, Lebensmittel seien den Menschen viel bewusster. „Tatsächlich sinken in anderen Bereichen die Preise, wie beispielsweise für Fernseher, Computer, Autos. Nur konsumieren wir diese Dinge nicht alltäglich“, erläutert Treu.
Tatsächlich hatte der Preisanstieg im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (+61,9 Prozent) sowie mit festen Brennstoffen (+111,9 Prozent) und mit lebenden Tieren (+49,8 Prozent) den größten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat.
Erheblich höher waren auch die Preise im Großhandel mit chemischen Erzeugnissen (+42,0 Prozent), Milch, Milcherzeugnissen, Eiern, Speiseölen und Nahrungsfetten (+42,0 Prozent) sowie mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (+38,0 Prozent). Das sind alles Waren, die die Verbraucher regelmäßig konsumieren.
Der hohe Anstieg der Großhandelspreise im Vorjahresvergleich sei weiterhin durch stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte begründet, so die Statistiker von Destatis.

Entspannung bei Metallen und Altmaterialien

Im Großhandel mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug lagen die Preise nur noch 3,8 Prozent höher als im Vorjahr, nachdem die Vorjahresveränderungsrate im Juli 2022 noch bei +14,9 Prozent gelegen hatte.
Die Preise im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen sanken im Vorjahresvergleich um 5,2 Prozent. Gegenüber August 2022 stiegen im September 2022 insbesondere die Preise im Großhandel mit festen Brennstoffen (+9,5 Prozent) sowie mit Mineralölerzeugnissen (+8,0 Prozent). Ebenso stiegen die Preise im Großhandel mit lebenden Tieren (+7,9 Prozent). Dagegen waren Altmaterial und Reststoffe erheblich preiswerter (-7,1 Prozent), ebenso Erze, Metalle und Metallhalbzeug (-2,2 Prozent).

Inflation bedeutet Kaufkraftverlust

Letztendlich haben die Menschen bei inflationärer Marktentwicklung nicht weniger Geld in der Tasche. Aufgrund der höheren Preise bekommen sie nur weniger dafür. Das kommt einer Entwertung des Euros oder eines Kaufkraftverlustes gleich.
Eine Beispielrechnung: Ein Startbetrag von 1.000 Euro hat bei einer ange­nommenen jähr­lichen Inflationsrate von 10 Prozent nach einem Jahr noch eine Kaufkraft von 909,09 Euro.
Bei der Berechnung dieses Wert­verlustes wird sowohl der absolute Kauf­kraft­verlust in Euro als auch der relative Kauf­kraft­verlust in Prozent er­mittelt. Dieser ergibt sich für einen bestimmten Zeit­raum bei einer vor­ge­gebenen Inflationsrate beziehungsweise den Inflationsraten der Vergangenheit.
(Mit Material von dts)

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