Ein Einzelfund
Bernstein: Längst ausgestorbene Wespe ist doppelt so alt wie gedacht
Eine bislang unbekannte Gattung der Plattwespen identifizierten deutsche und französische Insektenforscher in einem 100 Millionen Jahre alten Bernstein aus dem Norden Myanmars. Gefunden hatte ihn ein Sammler aus Niedersachsen.

Das einzig bekannte Exemplar von Hukawngepyris setosus in 100 Millionen Jahre altem Bernstein.
Foto: Brazidec et al. (2024), CC BY 4.0
„Es ist ein langes gesuchtes Puzzleteil“, erklärte Dr. Volker Lohrmann vom Übersee-Museum Bremen und bezieht sich auf eine in Bernstein eingeschlossene Wespe. „Die heutigen Verwandten lassen sich weltweit finden, auf allen Kontinenten, abgesehen von der Antarktis. Auch bei uns gibt es […] Plattwespen, von denen manche sogar als Nützlinge zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.“
Das Exemplar, auf das sich der Wespenspezialist und Kurator der Insektensammlung des Museums bezieht, stammt seinerseits von der anderen Seite der Welt – und aus eine längst vergangenen Zeit. Ein privater Sammler aus Niedersachsen hatte den etwa 100 Millionen Jahren alten Bernstein im Norden Myanmars entdeckt und der Forschung zur Verfügung gestellt.
Während eines Forschungsaufenthalts identifizierten Dr. Lohrmann und seinen französischen Kollegen Manuel Brazidec und Prof. Vincent Perrichot von der Universität Rennes darin eine längst ausgestorbene und bislang unbekannte kreidezeitliche Wespenart. Ende April veröffentlichten sie ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Insects“.
Längst ausgestorbene Wespe ist doppelt so alt wie gedacht.
Die neue Art, die einer bislang ebenfalls unbekannten Gattung angehört, zählt zu den sogenannten Plattwespen, deren Larven sich von Schmetterlings- beziehungsweise Käferlarven ernähren.
Doch auch wenn der Wissenschaft bereits über 100 ausgestorbene Arten von Plattwespen bekannt sind, so ist diese Art etwas ganz Besonderes. Sie gehört einer Unterfamilie von Plattwespen an, deren jüngstes Fossil aus dem Eozän stammt und etwa 53 Millionen Jahre alt ist. Damit ist der neue Fund fast doppelt so alt, wie der bislang älteste bekannte Vertreter der Gruppe.
Der Name der neuen Gattung, Hukawngepyris setosus, ist einerseits eine Referenz an das Hukawng Valley im Norden Myanmars, wo der Bernstein gefunden wurde, und andererseits an die noch heute vorkommende Plattwespengattung Epyris.
„Fenster in die Vergangenheit“
„Um herauszufinden, um was für eine Wespe es sich handelt, gleichen wir das Fossil dann mit der wissenschaftlichen Literatur ab“, erklärte Dr. Lohrmann das Vorgehen. „Wir müssen herausfinden: Handelt es sich eigentlich um ein neues Insekt oder kennen wir es vielleicht schon seit Jahren?“
„Es ist relativ kompliziert, einen kleinen Bernstein zu untersuchen, weil man hochauflösende Mikroskope braucht“, so der Insektenforscher weiter. Weil Bernstein jedoch oft durchsichtig ist, können Fossilien von allen Seiten lichtmikroskopisch untersucht werden.
Wo die Wespe damals verbreitet war, wann und warum sie ausstarb, wissen die Forscher nicht. „Darüber können wir tatsächlich gar nichts sagen, weil dieser Fund ein Einzelfund ist“, sagte Lohrmann.
Dennoch helfe das Fossil, einen Eindruck zu bekommen, wie die Welt vor rund 100 Millionen Jahren ausgesehen hat. „Für die Wissenschaft ist Bernstein ein einmaliges Fenster in die Vergangenheit.“
(Mit Material des Übersee-Museums Bremen und dpa)
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