Bevor das Osterfeuer brennt
Die großen Reisighaufen werden oft von Vögeln und kleinen Säugetieren besiedelt
Am Sonnabend brennen sie wieder, die Hamburger Osterfeuer: Im Öjendorfer Park, an der Horner Rennbahn, auf Koppeln, auf Wiesen, in Kiesgruben und natürlich – eines neben dem anderen – am Elbufer entlang. Viele Veranstalter fangen schon viele Tage zuvor an, Zweige, Äste und ausgediente Weihnachtsbäume übereinander zu schichten, um extra große Feuer zu entzünden.
Scheinbar paradiesisch
Scheinbar paradiesisch
In den Tagen davor muss so ein übereinander gestapelter Haufen Geäst für Vögel und andere kleine Tiere anmuten wie eine Neubausiedlung mit allem Komfort: Unterschlupf mit stabilen Zweigen und Reisig – da braucht ein Tier nicht lange zu suchen und mühsam herbei zu tragen. Oft werden sogar Baumabschnitte, die wegen Schädlingsbefall nicht kompostiert werden können, dazu gelegt – womit diese Haufen für Kleintiere sogar voller Leckereien sind. Scheinbar ein optimales Zuhause, um eine kleine Tierfamilie zu gründen. „Igel, Spitzmäuse und Amphibien nutzen die Haufen für die Osterfeuer gern als Wohnquartiere”, erklärt Bernd Quellmalz, Sprecher des NABU Hamburg. „Außerdem brüten einige Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle sehr gern in solchen Reisighaufen.” Viele dieser Tiere seien gerade im Garten wichtige Helfer bei der Vertilgung unerwünschter oder lästiger Insekten. Manche Menschen, insbesondere Stadtbewohner, die diese Haufen ein paar Tage später von allen Seiten entzünden, ahnen nicht, dass ihr festliches Osterfeuer gerade zum Scheiterhaufen für Tiere wird.
Zuerst die Tiere vertreiben
Zuerst die Tiere vertreiben
Man muss auf den alten Brauch nicht verzichten, um die Kleintiere zu schützen. NABU Hamburg rät, den Haufen erst unmittelbar vor dem Verbrennen aufzuschichten oder ihn zumindest vorher noch einmal vorsichtig umzuschichten, damit die Tiere die Möglichkeit haben, sich in Sicherheit zu bringen.
Osterfeuer
Für kleine Feuerteufel ist am Tag vor Ostern der Abend, an dem ganz legitim mit Papa draußen herumgekokelt werden darf. Der spirituelle Hintergrund des Osterfeuers hat heidnische Wurzeln. Im Frühjahr wurden Feuer entzündet und brennende Räder zu Tal gerollt, um mit den Frühlingsfeuern die Sonne als Siegerin über den Winter zu begrüßen. Damals wie heute sollte das Osterfeuer möglichst groß sein, nicht um hinterher zu prahlen, dass das eigene Feuer größer als das des Nachbarn war, sondern je weiter die Lichter dieser Feuer zu sehen waren, um so mehr Glück und Wohlergehen sollte es dem Lande bringen. Dafür brachte auch jeder etwas Brennbares mit. Die Asche dieser Feuer wurde auf die Felder verteilt, damit sie gute Ernten hervorbringen.
Außerdem schrieb man der Asche schützende und heilende Wirkungen zu. Im Christentum wurde das Feuer auf das Licht des Glaubens und auf die Auferstehung Jesu übertragen. In vielen Gemeinden ist es Brauch, dass das Osterfeuer mit der Osterkerze aus der Pfarrkirche entzündet wird – jedoch erst am Abend des Ostersonntag. (hs)
Text erschienen in Printausgabe Epoch Times Deutschland Nr. 12/08
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