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Älteste heute bekannte Stadt

Pavlopetri – alte versunkene Stadt

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Archäologen haben vor kurzem die Ruinen einer alten Siedlung vor der Küste Griechenlands vermessen. Sie schätzen das Alter der heute unter Wasser liegenden Stadt Pavlopetri auf 5.000 Jahre – womit es die älteste heute bekannte Stadt ihrer Art ist.
Die Feldstudien diesen Sommer sind der Beginn einer fünfjährigen Zusammenarbeit zwischen griechischen und britischen Forschern. Pavlopetri ist ein Ort, der seit seiner Entdeckung und Kartierung durch einen britischen Archäologen zwischen 1967 und 1968 noch keinerlei ausführlicher Studien unterzogen wurde. Das soll jetzt nachgeholt werden.
Jon Henderson, ein Archäologe der Universität von Nottingham, leitet die Forschungsarbeiten gemeinsam mit Elias Spondylis vom Ephorat für Unterwasserantiquitäten des griechischen Hellenistischen Ministeriums für Kultur. Henderson ist seit 40 Jahren der erste Archäologe, der von der griechischen Regierung die Genehmigung zur Arbeit an der archäologischen Stätte erhalten hat.
„Das war furchtbar aufregend. Ich habe schon als Junge über den Fundort gelesen und konnte kaum glauben, dass ich dort nicht nur tauche, sondern einmal auch die Chance hätte zu arbeiten. Wir fanden weitere 9.000 Quadratmeter mit Gebäuden, die der Sand erst jetzt freigelegt hatte, was wirklich faszinierend war”, sagte Dr. Henderson.
Ein Taucher schwebt über den neu entdeckten Mauern von Pavlopetri.Ein Taucher schwebt über den neu entdeckten Mauern von Pavlopetri.
Pavlopetri liegt zwischen drei und vier Meter tief unter dem Meeresspiegel, geradewegs vor der sandigen Küste von Südlakonien. Bemerkenswert ist ihre Vollständigkeit. Wohnhäuser, Straßen, Höfe und Bauten für wahrscheinlich religiöse Zwecke, Gruften, Gräber – alles wurde mit den neuesten digitalen 3D-Vermessungsgeräten kartiert.
Pavlopetri wurde ursprünglich der mykenischen Kultur (1600 v. Chr. bis 11. Jahrhundert) zugeordnet, der Periode, die die antike griechische Literatur und ihre Mythen hervorbrachte. Aktuelle Funde neolithischer Töpferei lassen aber auf eine Besiedlung seit 2.800 v. Chr. schließen. Von den Studien an dieser großen von Wasser bedeckten Siedlung erhoffen sich die Forscher ein besseres Verständnis von der griechischen Gesellschaft der Bronzezeit.
Chrysanthi Gallou, eine Spezialistin für Ägäische Urgeschichte der Universität Nottingham, ist für die Studien an den vielen Fundstücken verantwortlich. „Mein Lieblingsfundstück ist ein früher mykenischer Abscheider aus Ton, der höchstwahrscheinlich dazu benutzt wurde, eine Art alkoholisches Getränk zu brauen”, sagt sie. „Der überraschendste Fund war allerdings das neu entdeckte Gebiet, insbesondere die große monumentale ‚Megaron’ (Anm.d. Große Halle)”.
„Eines der Hauptziele der Feldstudien im nächsten Jahr ist die Untersuchung der Umgebung, um zu verstehen, wie es zur Absenkung der Stadt kam”, sagt Henderson.
„Der Meeresspiegel hebt und senkt sich aus allen möglichen Gründen. Jedoch wissen wir, dass sich der Meeresspiegel im Mittelmeer seit 5.000 Jahren sehr wenig geändert hat (nur 50 Zentimeter in 1.000 Jahren). Wir können also keine Änderung des Meeresspiegels für den Untergang der Stadt Pavlopetri verantwortlich machen”, erklärt er.
Man suche eher nach Effekten, die durch Bewegungen der Erde hervorgerufen werden. Der östliche Mittelmeerraum ist einer der aktivsten Erdbebengebiete der Welt. Westkreta etwa ist durch Erdbebenaktivitäten um sechs Meter angehoben worden, während die Bucht von Neapel um fast zehn Meter abgesenkt wurde. Gehe man von der Zeit aus, auf die man den gefundenen Abscheider datiere, „muss Pavlopetri um 1.000 v. Chr. um vier bis fünf Meter abgesunken sein”, fuhr er fort.
„Ob Pavlopetri deswegen verlassen wurde, weil es unterging, wissen wir noch nicht. Es könnte auch als Ruine zurückgelassen worden sein, die allmählich von verwehtem Sand zugedeckt wurde, bevor eine Serie von Erdbeben oder ein großes Erdbeben von den Wellen erobert wurde.”
 
Originalartikel auf Englisch: World’s Oldest Submerged Town
Artikel auf Schwedisch: Världens äldsta undervattensstad
Foto: Zur Verfügung gestellt von der Universität Nottingham, U.K.

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