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Sächsische Studie zu Corona-Geschehen an Schulen: Immunisierungsgrad geringer als erwartet

Nur wenig ist bekannt über die Verbreitung des SARS-CoV-2 und die während einer Infektion gebildeten Antikörper. Eine in Sachsen an Schulen durchgeführte Studie sollte weitere Aufschlüsse geben.

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Schulkinder im Klassenzimmer.

Foto: iStock

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Im Mai wurde an sächsischen Schulen eine Studie zur Verbreitung des SARS-CoV-2 gestartet. Am 13. Juli präsentierte die Medizinische Fakultät der TU Dresden und das Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Ergebnisse einer ersten Testphase mit über 2.000 Teilnehmern.
Dabei handelt es sich um die größte bundesweite Studie, bei der im Rahmen der Wiedereröffnung der Schulen nach dem Lockdown erfasst werden soll, wie viele Schüler und Lehrer Antikörper gegen das SARS-CoV-2 in sich tragen und wie sich dessen Ausbreitung über die Zeit verändert.
Für die Studie hatten Mediziner des Uniklinikums Dresden den 1.541 Schülern und 504 Lehrern aus 13 weiterführenden Schulen in Dresden und den Landkreisen Bautzen und Görlitz jeweils fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. „Alle Proben wurden einem einheitlichen, zugelassenen Antikörpertest unterzogen. Er ist automatengeeignet und identifiziert in dem Serum Antikörper auf das Spike-Protein des SARS-CoV2-Virus“, erklärt der Direktor des Instituts für Virologie der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Professor Alexander Dalpke.

Symptomfreie Infektionen viel seltener als vermutet

Von den 2.045 untersuchten Blutproben ließen sich in 12 Fällen „zweifelsfrei“ Antikörper nachweisen. Teilnehmer mit positivem Antikörper-Testergebnis wurden zwei weiteren Antikörpertestungen unterzogen. War mindestens einer der zusätzlichen Tests positiv, galt der Studienteilnehmer sicher als Antikörperträger.
In fünf der zwölf Fälle gab es eine bekannte nachgewiesene Corona-Virusinfektion, in sieben Fällen war die Infektion vorab nicht bekannt. Damit liegt die Dunkelziffer für die Infektion unter den Studienteilnehmern knapp über zwei.
Der Immunisierungsgrad in der Gruppe der Studienteilnehmer fällt nach vorliegenden Ergebnissen mit deutlich unter einem Prozent geringer als vermutet aus. In 24 Familien der Studienteilnehmer gab es mindestens einen bestätigten Corona-Fall, aber nur bei einem der Probanden ließen sich Antikörper nachweisen.
„Das bedeutet, dass eine stille, symptomfreie Infektion bei den von uns untersuchten Schülern und Lehrern bislang noch seltener stattgefunden hat, als wir das vermutet hatten“, sagte Studienleiter Professor Reinhard Berner, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Demnach unterscheide sich der Immunitätsstatus vor den Sommerferien nicht von dem im März 2020.

Keine dynamische Virusübertragung in Familien

Die Untersuchungsergebnisse würden Hinweise darauf liefern, dass die Virusübertragung in Familien nicht so dynamisch geschehe, wie bisher angenommen. Der größte Teil der Schulkinder hat trotz eines Infektionsfalls im Haushalt selbst keine Infektion durchgemacht. „Auch diesen Befund muss man mitbedenken, wenn über Maßnahmen der Kontaktbeschränkung neu zu entscheiden ist“, schlussfolgerte Berner.
Dass vier von fünf Schülern, also über 80 Prozent, über ihren Klassenverband und die Familie hinaus regelmäßig soziale Kontakte unterhalten haben, hat offenbar nicht zu einer weiteren Verbreitung des Virus geführt.
In drei der untersuchten Schulen gab es bestätigte Corona-Fälle. Dennoch waren bei den Lehrern und Schülern der betreffenden Einrichtungen nicht überdurchschnittlich mehr Antikörper nachweisbar. Das lässt darauf schließen, dass sich die Schulen nicht zu Hotspots entwickelt haben.
Unter dem Stichwort #Coronaschulen wurde im Internet aufgrund von Medien-Meldungen eine Übersicht zum Infektionsgeschehen an deutschen Schulen erstellt.

Kinderärzte warnen vor Überlastung

Inzwischen befürchten Kinderärzte, dass auch nach den Sommerferien weiterhin von Kitas und Schulen die Vorlage von Attesten verlangt werden, die Kindern und Jugendlichen mit Erkältungssymptomen eine Rückkehr in die Einrichtung ermöglichen. Bereits jetzt würden Ärzte wertvolle Zeit für ihre Patienten durch derartige Attestierungen verlieren.
Ein Kind im Kindergartenalter macht etwa durchschnittlich acht bis zehn Infekte in den Herbst- und Wintermonaten durch. Corona-Tests und „unsinnige“ Attestierungen würden die Praxen vor ungeheure Kapazitätsprobleme stellen.
Allein die Schutzmaßnahmen für die Corona-Testung seien zeitaufwendig. „Sie ist für die Kinder unangenehm und medizinisch fragwürdig“, heißt es vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Nicht einmal ein Abstrich könne als punktuelle Betrachtung der Situation sicher ausschließen, dass ein Kind Coronaviren hat oder hatte.

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