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Facebook verstärkt Kampf gegen “Fake News” und leitet Nutzer an WHO weiter

Facebook stellte am Donnerstag neue Funktionen und Maßnahmen für den Kampf gegen „Fake News“ in Bezug auf die Corona-Pandemie vor. Unterdessen warnen Experten vor politischer Einflussnahme.

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Facebook.

Foto: coffeekai/iStock

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Lesedauer: 6 Min.

Facebook wird ab sofort Nutzer verstärkt alarmieren, wenn sie Fehlinformationen rund um die Corona-Pandemie ausgesetzt sind, teilte das Unternehmen am Donnerstag (16.4.) mit. Dies ist die jüngste Maßnahme des Unternehmens zur Eindämmung der Verbreitung falscher oder irreführender Behauptungen im Zusammenhang mit der Pandemie.
Die Ankündigung erfolgte in einem Blog-Beitrag von Guy Rosen, dem Vize-Präsidenten für Integritätsfragen bei Facebook. „Wir wollen Menschen, die möglicherweise mit schädlichen Fehlinformationen über das Virus in Kontakt kommen, aus maßgeblichen Quellen mit der Wahrheit in Verbindung bringen. Nur für den Fall, dass Sie diese Behauptungen außerhalb von Facebook noch einmal sehen oder hören sollten“, schrieb Rosen.

Neue Maßnahmen erst nach Kritik

„Politico“ zufolge ist das ein Schritt, der einem Eingeständnis gleicht: Die Bemühungen reichten bisher nicht für die Eindämmung von Desinformationen bezogen auf COVID-19. Die Entscheidung für die neuen Maßnahmen erfolgte erst, nachdem die Arbeitsgruppe Avaaz entdeckt hatte, dass über 40 Prozent der mit dem Coronavirus zusammenhängenden Fehlinformationen, die sie auf Facebook gefunden hatte, auf der Plattform blieben – obwohl Facebook mitgeteilt wurde, dass sie falsch seien, schrieb „Politico“.
In einer Studie analysierten die Netzaktivisten von Avaaz eine Stichprobe von über 100 Fehlinformationen auf Facebook zur Corona-Pandemie in sechs Sprachen. Diese Beiträge wurden 1,7 Millionen Mal geteilt und schätzungsweise 117 Millionen Mal angesehen, obwohl sie von unabhängigen Faktenprüfern widerlegt wurden, schreibt die „Tagesschau“.
Nach Angaben des Mediums behaupten die Netzaktivisten von Avaaz, dass es bis zu 22 Tage dauern könne, bis Facebook für Fehlinformationen eine Warnung anzeigt. Erhebliche Verzögerungen habe es auch dann gegeben, wenn Partner von Facebook die Fehlinformationen gemeldet hätten.
„Facebook ist aufgrund seines Einflusses das Epizentrum für Fehlinformationen“, sagte Fadi Quran, der Leiter von Avaaz, gegenüber „Politico“. Er fügte hinzu, dass sich die Bemühungen des Unternehmens zur Bekämpfung des Problems stetig verbessert hätten, „allerdings spiegelt dieser Schritt nicht die ganze Bandbreite dessen wider, was wir uns von ihnen wünschen“.
„Es war wichtig, dass Facebook in diesem Moment ehrlich über die Ernsthaftigkeit sprach, um zu erkennen, dass das Leben von Menschen in Gefahr sein könnte und um rückwirkende Warnungen an Nutzer zu senden, die möglicherweise auf Fehlinformationen gestoßen sind“, sagte Quran „NBCnews“.

Nutzer werden auf „Mythenseite“ der WHO weitergeleitet

Als Teil des jüngsten Vorstoßes zur Eindämmung der Verbreitung von COVID-19-Fehlinformationen wird Facebook Menschen, die sich mit falschen Inhalten beschäftigen, Nachrichten zeigen, die diese Behauptungen auf der Grundlage der Faktenprüfung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entkräften. Dazu gehören Behauptungen, dass 5G-Mobilfunknetze die Krankheit verbreiten können und Gerüchte, dass heißes Klima Menschen immun machen kann.
Bislang gab Facebook an: Basierend auf der Arbeit unabhängiger Organisationen zur Überprüfung von Fakten, habe man 40 Millionen Posts mit Warnungen versehen, dass der Inhalt falsch sein könnte.

EU-Abgeordnete begrüßen die neuen Maßnahmen

„Wir werden mehr Transparenz und einen besseren Zugang zu Daten für Forscher benötigen, um den Umfang und die Auswirkungen falscher Inhalte vollständig überprüfen zu können“, sagte Věra Jourová, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, in einer schriftlichen Erklärung gegenüber „Politico“. Sie begrüßt die jüngste Ankündigung von Facebook, fügt aber hinzu: „Ich bin besorgt darüber, dass in Zeiten einer Pandemie so große Mengen schädlicher Inhalte und Fehlinformationen verbreitet werden.“
Die Vizepräsidentin des Europaparlaments Katarina Barley (SPD) begrüßte die Maßnahme gegenüber der F.A.Z.: „Die Menschen können somit gezielte Falschmeldungen leichter erkennen und entlarven.“ Falschinformationen könnten gravierende gesundheitliche Folgen haben. „Das Vorgehen gegen Fake News ist deshalb ein zentraler Aspekt der Corona-Maßnahmen der EU“, teilte sie mit.

Ziel ist die Anzahl der Fehlinformationen zu reduzieren

Avaaz gab unterdessen eine zweite Studie bei der George Washington University und der Ohio State University in Auftrag, die zeigen sollte, welche Maßnahmen besonders erfolgreich zur Eindämmung von Falschnachrichten sind, schreibt die „Tagesschau“. Die Studie belegt: Wenn Facebook-Nutzern, die Fehlinformationen ausgesetzt waren, jedes Mal Richtigstellungen von unabhängigen Faktenprüfern angezeigt werden, geht der Glaube an Desinformationen drastisch zurück – um durchschnittlich fast die Hälfte (49,4 Prozent) und bis zu 61 Prozent.
Facebook-Gründer Marc Zuckerberg schreibt auf seiner Facebook-Seite: „Wir setzen unsere Bemühungen fort, Fehlinformationen zu reduzieren. Seit Anfang März haben wir unsere Faktenüberprüfung auf mehr als ein Dutzend neuer Länder ausgeweitet und arbeiten nun mit über 60 Organisationen zusammen, die Inhalte in mehr als 50 Sprachen überprüfen.“
Nach Angaben von Zuckerberg gäbe es Hunderttausende von Fehlinformationen im Zusammenhang mit dem Virus. „Wenn ein Inhalt schädliche Fehlinformationen enthält, die zu drohenden körperlichen Schäden führen könnten, werden wir ihn runternehmen“, schreibt er in dem Statement auf Facebook. Als Beispiel führt der Unternehmer Theorien auf, dass das Trinken von Bleichmitteln das Virus heilen würde oder dass die Einhaltung der physischen Distanzierung nicht wirksam sei.

Umstritten bleibt, wer über Wahr entscheidet

Bisher völlig ungeklärt aus Sicht der Wissenschaft und politisch hoch umstritten sei vor allem die Frage, wer zwischen Fake und Wahrheit unterscheiden solle, schreibt die „Tagesschau“ und: Facebook hat diese Aufgabe bisher an externe Organisationen abgegeben, aber gleichzeitig erklärt, dass politische Werbung nicht geprüft wird. Sie übertragen damit die Verantwortung an Politiker und Parteien, die diese Verantwortung nicht immer gewissenhaft genug wahrnehmen.

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