Energiebedarf steigt
IEA: Verbrauch von Kohle erreicht 2022 weltweit neuen Höchstwert
Nach Einschätzung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) war der weltweite Verbrauch von Kohle in diesem Jahr so hoch wie noch nie. Auch in Deutschland stieg der Marktanteil von Kohlestrom im dritten Quartal dieses Jahres deutlich an.

Kohle wird weltweit gebraucht.
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Es klingt wie eine Farce: Seit vielen Jahren fördern etliche Industrieländer die Energiewende, um von fossilen Energieträgern wie Kohle wegzukommen. Doch gerade diese wird nun scheinbar mehr denn je benötigt, um den steigenden Energiebedarf zu decken. Auch in Deutschland stieg der Marktanteil von Kohlestrom im dritten Quartal dieses Jahres deutlich an.
So erreicht der Verbrauch von Kohle nach Einschätzung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) dieses Jahr weltweit einen neuen Höchstwert. Der Gesamtverbrauch werde vor allem wegen der erhöhten Nachfrage in Europa um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als acht Milliarden Tonnen ansteigen. Die IEA rechnet mit weltweit 10.350 Terawattstunden Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken. Das entspricht einem Anstieg von neun Prozent gegenüber 2020.
Die IEA warnte dabei in dem am Freitag veröffentlichten Bericht „Coal 2021“ der Agentur, dass der Verbrauch bis 2025 etwa auf diesem Niveau bleiben werde, sofern es keine weiteren Anstrengungen gebe, die Energiewende voranzutreiben. Auch wenn die Nachfrage nach Kohle in den Industrieländern durch den Ausbau anderer Energiequellen sinke, gebe es weiter einen massiven Bedarf in Asien, so die Agentur.
Kein Problem für die Umwelt
Der Verbrauch von Kohle gilt als Hauptquelle für den Ausstoß des anthropogenen CO₂. Dies stellt jedoch nur einen eher geringen Teil der in die Umwelt abgegebenen CO₂-Gesamtmenge dar. Denn rund 96 Prozent des weltweiten CO₂ stammt aus natürlichen Quellen. Zudem sind viele Wissenschaftler der Ansicht, dass das oft als „Umweltgift“ bezeichnete Kohlenstoffdioxid keinen katastrophalen Einfluss auf unser Klima habe. Vielmehr sei es ein Grundbaustein des Lebens, welches das Pflanzenwachstum fördert.
Kohlenstoffdioxid (CO₂) ist ein farb- und geruchloses Spurengas mit großer praktischer Bedeutung. Es lässt Getränke sprudeln und löscht Flugzeugbrände, es kühlt, reinigt und düngt. Zudem ist es ein Grundstoff in der chemischen Industrie.
Das meiste CO₂ in der Natur ist in kalkhaltigen Gesteinen gebunden. In der Atmosphäre spielt es eine eher untergeordnete Rolle – lediglich 0,04 Volumenprozent unserer Luft (400 ppm; Teile pro Million) entfallen auf Kohlenstoffdioxid.
IEA: Motivation für Ausbau Erneuerbarer Energie
„Die Welt steht vor dem Höhepunkt des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, aber noch sind wir nicht angekommen“, betonte Keisuke Sadamori von der IEA. Es ist das zweite Jahr in Folge, dass in Europa der Kohleverbrauch steigt. Der neue Höchstwert fördere nach Einschätzung von Sadamori den schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und Energie-Effizienz, etwa den Einsatz von Wärmepumpen.
China ist mit 53 Prozent des weltweiten Kohleverbrauchs der größte Emittent. In diesem Jahr ging der Verbrauch dort wegen der Corona-Krise und den drakonischen Maßnahmen des chinesischen Regimes etwas zurück. Das beeinträchtigte die chinesische Industrie und den Handel. „Coal 2021“ legt besonderes Augenmerk auf China, dessen Dominanz auf den Kohlemärkten keine Parallele zu irgendeinem anderen Land hat. Es sei der größte Verbraucher, Produzent und Importeur.
Die diesjährige Trockenheit im Sommer steigerte zudem den Verbrauch, weil Strom für Klimaanlagen gebraucht wurde und es weniger Wasserkraft gab. Die drei größten Kohleproduzenten Indien, Indonesien und auch China haben alle drei ihre bisherigen Produktionsrekorde überschritten.
Kohle nur zweitgrößter Energieträger
Bei der weltweiten Energieerzeugung hält der Energieträger Kohle – zusammen mit Torf – mit 26,5 Prozent allerdings nur den zweiten Platz. Mit einem Anteil von rund 29,3 Prozent liefert weiterhin Erdöl am meisten Energie. Wasserkraft erzeugt lediglich rund 2,5 Prozent der weltweiten Energie.
Ein weiterer Grund für den erhöhten Kohlebedarf dürfte der Anstieg des weltweiten Strombedarfs sein. Nach einer Abschwächung im Jahr 2020 (564 Exajoule) aufgrund von Corona-Maßnahmen in vielen Ländern, stieg der Wert laut „Statista“ im darauffolgenden Jahr wieder auf 595 Exajoule an. Auch für das Jahr 2022 ist ein weiterer Anstieg zu erwarten.
Der IEA-Bericht weist allerdings auch darauf hin, dass derzeit keine größeren Investitionen mehr in Projekte zum Kohleexport fließen. „Das zeigt die Vorsicht der Investoren mit Blick auf die mittel- und langfristigen Perspektiven von Kohle.“
(Mit Material von AFP)
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