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McKinsey-Studie zur Reduzierung der Treibhausgase zwiespältig

Umweltbundesamt, BUND und Grüne kritisieren BDI - Rechnung mit zu niedrigem Ölpreis verzerrt Energiekosten

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Die Option Atomenergie taucht immer wieder auf im Zusammenhang mit Klimschutz. (Josef Jelkic - ETD)

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Die Wirtschaft hat sich zu einer Verminderung der Treibhausgase bekannt, jedoch nicht in der von der Bundesregierung geforderten Höhe von 40 Prozent Lediglich 33 Prozent seien machbar und bezahlbar, erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie am Dienstag in Berlin. Der preisgünstigste Klimaschutz sei die Investition in bessere Wärmedämmung und Heizung sowie sparsame Elektrogeräte. Man sehe hier vor allem Privatleute in der Pflicht.
Das Umweltbundesamt hat die Einschätzung des BDI zurückgewiesen. Die entsprechende McKinsey-Studie gehe von einem zu geringen Anteil der Energieerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung sowie wenig erneuerbarer Energien aus, sagte Behördenchef Andreas Troge der „Passauer Neuen Presse“ laut Vorabmeldung. „Mein Haupteinwand ist, dass sich die Industrie mit der Studie künstlich armrechnet.“ Es werde ein zu niedriger Ölpreis zugrunde gelegt. Deshalb falle die Energiekostenersparnis bei Investitionen im Klimaschutz zu gering aus, sagte Troge.
Zahrnt: „Autohersteller und Stromkonzerne werden sich hinter McKinsey verstecken, wenn von ihnen mehr Verantwortung für den Schutz der Umwelt verlangt wird.“
Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind bei der vom BDI vorgelegten Studie die Schäden durch den Klimawandel und die Kosten notwendiger Schutzmaßnahmen „völlig außer acht gelassen worden.“
Angelika Zahrnt, BUND-Vorsitzende: „Die McKinsey-Studie ist nicht das Produkt einer Umweltorganisation und sie macht aus dem Bundesverband der Deutschen Industrie auch keine ökologische Veranstaltung. Trotzdem kann sie in einigen Bereichen einem effektiven Klimaschutz den Weg bereiten. Vor allem bei den Erneuerbaren Energien und bei der Gebäudesanierung hebt die Studie die Chancen hervor.“
Große Lücken weise die Studie laut BUND bei den Sparpotenzialen von Autos und den Ausbauchancen der klimafreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf. So werde angenommen, dass technische Maßnahmen an Pkw deren CO2-Ausstoß lediglich um rund acht Millionen Tonnen pro Jahr verringern könnten. Dies blende die möglichen Minderungseffekte durch sparsame Autos vollständig aus.
Thumann: „40 Prozent geht nur unter Beibehaltung der Kernenergie.“
Die von BDI-Präsident Jürgen Thumann präsentierte Studie hatte 300 denkbare Klimaschutzmaßnahmen auf ihre Kosten hin untersucht. Zwei Drittel der Maßnahmen würden sich rechnen, das heißt, auf lange Sicht Energiekosten einsparen. Würde aber jede Möglichkeit unabhängig von den Kosten genutzt, käme man McKinsey zufolge trotzdem nur auf 35 Prozent Minderung bis 2020. Als Ausweg bliebe die längere Nutzung von Atomkraftwerken. Eigenen Studien der Regierung gehen dem entgegen davon aus, dass das 40-Prozent-Ziel auch mit einem Atomausstieg realisierbar ist. Umweltstaatssekretär Matthias Machnig betonte, nicht jeder Schlussfolgerung der Studie stimme man zu. Doch biete sie „interessante Ansätze und Überlegungen, die die Basis für eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft schafft“.
Auch die Grünen und der Bundesverband Erneuerbare Energien zogen die McKinsey-Ergebnisse in Zweifel. So sieht der Ökostromverband ebenso die niedrige Ölpreiskalkulation als Kostentreiber. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer meinte, die Kostenanalyse sei „falsch, weil einseitig“.
(jel/ap)

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