Kontrollfreaks
China: Verliebte Studenten müssen sich in die Big-Brother-Liste eintragen

Die Universität Hankou hat angekündigt, dass sich Liebespaare unter den Studenten bei der Universität eintragen müssen.
Foto: ED JONES/AFP/Getty Images
Die Regierung in China ist mit Kontrollfreaks besetzt. Absurd klingende Regeln wie einen Verhütungsnachweis der Ehefrau für die Arbeit oder die Erlaubnis des Wohnblockverwalters für die Beantragung des Passes sind keine Seltenheit. Aber eine Universität in China hat selbst die an kreative Regeln gewöhnten Chinesen überrascht. Die Universität Hankou hat neulich angekündigt, dass sich Liebespaare unter den Studenten bei der Universität eintragen müssen. Sie sollen unter Aufsicht der Lehrer das richtige Verhalten eines Liebespaars lernen und sich wenn nötig auf friedliche Weise trennen.
Die Webseite edu.qq.com veröffentlichte eine Meldung von Chutian Metropolis Daily, dass die Hankou Universität eine Regel zur Kontrolle von Liebespaaren unter den Studenten eingeführt habe. Es heiße, dass die Studenten grundsätzlich ihre Liebesbeziehung freiwillig eintragen können. Diejenigen, die nicht eingetragen seien, aber von den Lehrern erwischt werden, werden nachträglich eingetragen. Die betroffenen Studenten müssen unter anderem die Länge der Beziehung, den Wohnort und andere Informationen ihres Partners sowie ob sie miteinander gestritten haben, eintragen.
Nach Erklärung des Vize-Direktors der Universität gebe es dort etwa 600 Liebespaare und durchschnittlich werde sich jeder Lehrer um acht Paare kümmern. Die Liste werde jedes Semester erneuert. Eine Lehrerin habe erklärt, dass sie allein in einer Woche fünf Paare, die sich gestritten haben, beruhigt habe. Ein Paar habe sich unter ihrer Anleitung friedlich getrennt. Jeder verliebte Student habe einen zuständigen Lehrer. Studenten, die vor der Ehe Sex haben oder fremdgegangen seien, werden „behandelt” (was auch immer diese segensreiche Behandlung sein soll). Nach Aussage dieser Lehrerin sei sie durch diese neue Aufgabe deutlich mehr belastet. Sie müsse viel öfter kontrollieren, ob die Studenten nachts im Wohnheim schlafen. Außerdem müsse sie Zeit finden, um mit Studenten über ihre Beziehungen zu reden.
Über diese Regel sind die Internetnutzer geteilter Meinung. Im Mikroblog Tengxun (qq.com), einem der vier größten Mikroblogs in China, haben einige Blogger diese Regel für nicht sinnvoll gehalten. Einige meinten, dass die Studenten über 18 Jahre alt seien und für ihre Handlungen Verantwortung übernehmen können. Ein Blogger beschwerte sich, dass die Menschen gar keine Freiheit mehr haben. Sogar Privatsachen werden unter Kontrolle gehalten. Einige Blogger finden diese Regel anscheinend nicht so schlecht. Sie finden, dass viele junge Chinesen sexuelle Beziehungen zu locker nehmen und dass es gut sei, dass die Lehrer sie unter Kontrolle halten.
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