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Da ich ein Knabe war – Von Friedrich Hölderlin

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

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Ich verstand die Stille des Aethers, der Menschen Worte verstand ich nie...

Foto: iStock

Lesedauer: 1 Min.

Da ich ein Knabe war …

Da ich ein Knabe war,
 Rettet’ ein Gott mich oft
  Vom Geschrei und der Ruthe der Menschen,
   Da spielt’ ich sicher und gut
    Mit den Blumen des Hains,
     Und die Lüftchen des Himmels
      Spielten mit mir.
Und wie du das Herz
Der Pflanzen erfreust,
Wenn sie entgegen dir
Die zarten Arme strecken,
So hast du mein Herz erfreut
Vater Helios! und, wie Endymion,
War ich dein Liebling,
Heilige Luna!
Oh all ihr treuen
Freundlichen Götter!
Daß ihr wüßtet,
Wie euch meine Seele geliebt!
Zwar damals rieff ich noch nicht
Euch mit Nahmen, auch ihr
Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen
Als kennten sie sich.
Doch kannt’ ich euch besser,
Als ich je die Menschen gekannt,
Ich verstand die Stille des Aethers
Der Menschen Worte verstand ich nie.
Mich erzog der Wohllaut
Des säuselnden Hains
Und lieben lernt’ ich
Unter den Blumen.
Im Arme der Götter wuchs ich groß.
Freidrich Hölderlin  (1770 – 1843)

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