Künstler bleibt verschwunden
Frage an China: Wo ist Ai Weiwei?
An den hohen Säulen vor dem Haus der Kunst in München, hängen in den Gehweg hineinragend große rote Plakate mit einem witzigen Portrait von Ai Weiwei, dem berühmten chinesischen Künstler.

Hauptkurator Ulrich Wilmes neben dem Portrait von Ai Weiwei, den man in China „verschwinden gelassen“ hat.
Foto: Qin Huang / The Epoch Times
Der chinesische Künstler Ai Weiwei, mit dem das Haus der Kunst 2009/10 die Ausstellung „so sorry“ realisierte, wurde am 3. April 2011 in China verhaftet. Die Bilder an den Säulen wurden inzwischen von Unbekannten zusätzlich bemalt mit den einzelnen Worten: WO IST WEI?
Wir sprachen mit Dr. Ulrich Wilmes, dem Hauptkurator im Haus der Kunst.
Epoch Times: Herr Dr. Wilmes, können Sie uns Ihre Motive für diese Aktion beschreiben?
Ulrich Wilmes: Wir wollten mit dieser Aktion unsere Verbundenheit mit Ai Weiwei zum Ausdruck bringen, weil wir durch die Ausstellung natürlich eine enge Beziehung zu ihm entwickelt haben.
Wir waren alle sehr betroffen von der Nachricht, dass er festgesetzt worden ist und sind sehr besorgt um sein Schicksal. Keiner von uns weiß, wo er ist und wie es ihm geht und was er tut. Er hatte zwar Besuch, wie man hörte, von seiner Frau, aber wir wissen nichts Genaues und die Sorge ist natürlich da.
Es war einerseits die persönliche Beziehung, die uns mit Ai Weiwei verbindet, die uns bewogen hat, solch eine Aktion zu machen. Auf der anderen Seite können wir auch nicht akzeptieren, dass so etwas geschieht.
Bei allem Respekt vor dem chinesischen Staat – aber wir können natürlich nicht akzeptieren – und ich denke jeder freiheitlich denkende Mensch kann das genauso wenig –, dass der Bürger eines Landes sozusagen in Gewahrsam genommen wird und dann verschwindet, ohne dass es eine Information gibt, was mit ihm gemacht wird.
Lange Zeit wusste man ja auch nicht, was ihm vorgeworfen wird und wir wollten auch deshalb ganz bewusst keine laute Protestaktion ins Leben rufen. Diese Aufkleber, die da jetzt drauf sind, stammen nicht von uns, die sind von einer anderen Initiative draufgeklebt worden. Wir wollten mit einer ruhigen Aktion das Bild Ai Weiweis und damit auch sein Schicksal und das ganze Thema einfach in der Öffentlichkeit in der Diskussion halten.
Epoch Times: Kennen Sie Ai Weiwei persönlich?
Wilmes: Ich habe ihn kennengelernt als einen äußerst warmherzigen Menschen, einen sehr sympathischen Menschen, der sehr genau arbeitet, sehr präzise arbeitet und mit seiner Kunst einen ganz, ganz hohen Anspruch hat. Sein Beruf als Künstler und seine Arbeit als Aktivist – die sind einfach so verschmolzen, dass sich das nicht trennen lässt.
Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch.
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