Nach dem Abschied – Von Franz Werfel
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

Ich geh herum, zusammgefaßt und scheu aus Angst vor meines Herzens Überschwellen. Im Haus versuche ich mich blind zu stellen. Denn Zeit ist treulos, aber Raum ist treu.
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Nach dem Abschied
Wie ich dich lieb hab, hätt’ ich’s doch gewußt,
Bevor uns überfiel dies rasche Scheiden!
Ich bin ganz blutarm von so viel Erleiden.
Warum wird man bewußt erst durch Verlust?
Bevor uns überfiel dies rasche Scheiden!
Ich bin ganz blutarm von so viel Erleiden.
Warum wird man bewußt erst durch Verlust?
Was gestern du berührtest, starrt nun leer.
Die Dinge sind wie tiefgekränkte Tiere.
Mein Leben nicht, das deine war das ihre,
Und darum haben sie kein Leben mehr.
Die Dinge sind wie tiefgekränkte Tiere.
Mein Leben nicht, das deine war das ihre,
Und darum haben sie kein Leben mehr.
Ich geh herum, zusammgefaßt und scheu
Aus Angst vor meines Herzens Überschwellen.
Im Haus versuche ich mich blind zu stellen.
Denn Zeit ist treulos, aber Raum ist treu.
Aus Angst vor meines Herzens Überschwellen.
Im Haus versuche ich mich blind zu stellen.
Denn Zeit ist treulos, aber Raum ist treu.
Im Raum hier nebenan dein Leben schwang.
Hier atmetest du, singend, lachend, sprechend.
Und ich, und ich – wie ist das herzzerbrechend,
Nahms an, nahms hin, und war nicht einmal bang.
Hier atmetest du, singend, lachend, sprechend.
Und ich, und ich – wie ist das herzzerbrechend,
Nahms an, nahms hin, und war nicht einmal bang.
Franz Werfel (1890 – 1945)
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