
Wirtschaftsministerium: Chip-Deal mit chinesischem Käufer könnte platzen
Was scheinbar nur ein unbedeutender Verkauf werden sollte, entpuppt sich als halber Krimi. Der Fall eines Chipherstellers zeigt klar, wie die Kommunistische Partei Chinas sich systematisch Hightech-Unternehmen einverleibt, um militärisch und zivil die Welt zu dominieren.

Automatischer Roboter in der Halbleiterfertigung. Symbolbild.
Foto: iStock
Nachdem die Bundesregierung den anteiligen Verkauf des Hamburger Terminals Tollerort an Chinas Staatskonzern Cosco gegen massiven Widerstand von allen Seiten durchgewunken hatte, sorgt der Verkauf des Dortmunder Chipherstellers Elmos weiter für Schlagzeilen. Das Unternehmen will seine Chipfertigung an den schwedischen Konzern Silex verkaufen. Doch das Problem dabei ist: Der schwedische Käufer Silex gehört zu 100 Prozent zu Sai Microelectronics – einem IT-Konzern aus China.
Wirtschaftsministerium rudert zurück
Pekings Halbleiter-Strategie
Dass Peking bereits seit einigen Jahren massiv in die Halbleiterindustrie investiert, ist kein Geheimnis – allerdings mit wenig Erfolg. Chinesische Unternehmen schaffen es bislang nicht, im Bereich der Hightech-Chips aufzuholen. Das scheint auch der Grund dafür zu sein, dass sich die KPC einer neuen Strategie bedient und statt in die eigene Industrie zu investieren, lieber ausländische Wettbewerber aufkauft.
Im konkreten Fall nutzte Yang Chinas rund 50 Milliarden Schweizer Franken schweren Staatsfonds für die Halbleiterindustrie, bekannt als „Großer Fonds“ und gründete zunächst einen neuen Fonds. Dieser kaufte über einen Hongkonger Fonds schließlich die Silex. Und dann kaufte NAV, das gerade in Shenzhen an die Börse gegangen war, den Hongkonger Fonds und kam so in den Besitz der schwedischen Firma. Mittlerweile heißt NAV Sai Microelectronics.
Silex-Chips auch für militärische Anwendungen nutzbar
Silex ist weltgrößter Auftragsfertiger für Mems-Chips. Obwohl diese vorwiegend in Handys und Heimelektronik verbaut werden, können sie laut Insider-Informationen eines Mitarbeiters auch militärisch verwendet werden. Der Kauf der Chipfertigung von Elmos soll diese Position künftig stärken. Die Firma aus Nordrhein-Westfalen produziert zu fast 90 Prozent spezielle Chips für die Autoindustrie. Die Technologie ist zwar nicht die neueste, wird jedoch nach wie vor für Airbags, Bremsen und Displays eingesetzt.
Ein Vorstandsmitglied von Sai Electrocis sieht in der Chipfertigung von Elmos viel Potenzial. Sie sei optimistisch, was den “riesigen Entwicklungsspielraum” für Automobilchips angehe, sagte ein Vorstandsmitglied zu Investoren in China Ende September. Das Unternehmen plant im großen Stil, Mem-Chips in Europa zu verkaufen, um dort den Markt zu dominieren. Aber nicht nur das, es will die Technologie auch im eigenen Binnenmarkt einsetzen.
Wie Peking gezielt Talente abwirbt
Yang Yunchun studierte an der Harbin-Universität, einer von Chinas sieben wichtigsten Hochschulen für Militärforschung. Dass er zu den treuen Parteigefährten der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) gehört, zeigt eine chinesische Fachpublikation aus dem Jahr 2017. Darin schreibt er, er habe den „Geist des Harbiner Militäringenieurinstituts“ für immer verinnerlicht.
Wie viele chinesische Wissenschaftler ging Yang zur Promotion in die USA, wo er in Kalifornien in einem Programm der US-Regierung für autonomes Fahren forschte. Anfang der 2000er-Jahre kehrte er im Rahmen Pekings „Tausend Talente“-Programm nach China zurück. Seine Firma NAV Technology verkaufte zunächst Navigationstechnik für Satelliten und Flugzeuge. Die Kunden kamen fast alle aus der Militärbranche. Später trennte er sich angeblich von dem Militärbereich.
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