Von der Kohleregion zum Militärzentrum: Raketenabwehr kommt nach Schönewalde/Holzdorf
Massiv ausgebaut wird der Luftwaffenstützpunkt in Schönewalde/Holzdorf. Davon erhofft sich Potsdam einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region.
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Truppen der 173. US-Luftlandebrigade steigen während der Teilnahme an der Militärübung „Saber Junction 20“ auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels aus Chinook-CH-47-Hubschraubern aus, am 10. August 2020 in der Nähe von Hohenfels.
Der Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr in Schönewalde/Holzdorf in der Lausitz wird ausgebaut. Laut der brandenburgischen Landesregierung wurde dafür eine eigene Arbeitsgruppe gegründet, die am Freitag, 01. Dezember, ihre Arbeit aufnahm. Der Bundeswehrstandort soll zu einer bedeutenden Drehscheibe der Luftwaffe werden. Künftig sollen dort knapp fünfzig schwere Transporthubschrauber vom Typ Chinook-CH-47F sowie Teile des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3 stationiert werden. Die Landesregierung hofft, dass die durch den Braunkohleausstieg gebeutelte Region wirtschaftlich vom Ausbau profitiert.
Im Mai hatte die amerikanische Defense Security Cooperation Agency nach mehrmonatiger Verzögerung den Verkauf von Chinook-CH-47F-Hubschraubern an Deutschland genehmigt, berichtete „Flug Revue“. Sie werden voraussichtlich den deutschen Steuerzahler 7,8 Milliarden Euro kosten. Das Arrow-3-System wurde durch eine Kooperation zwischen Israel und den USA entwickelt und soll bis zum Ende des Jahres 2025 einsatzbereit sein, anfliegende Waffensysteme in Höhen von über 100 Kilometern zu zerstören. Es ist ein modulares Luftabwehrsystem mit einer Vielzahl von Sprengkopfvarianten über einem großen Gebiet. Dadurch können strategisch wichtige Orte und Bevölkerungszentren geschützt werden.
Von 1.800 auf 2.500 Beschäftigte
Die Landesregierung sichert für den infrastrukturellen Ausbau rund um den Luftwaffenstützpunkt in den kommenden Jahren ihre finanzielle Unterstützung zu. „Von den Investitionen der Bundeswehr wird die gesamte Region profitieren“, verspricht Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Er kündigte an, 100 Millionen Euro aus sogenannten Strukturstärkungsmitteln für zum Beispiel Kitas, Horte und Schulen bereitzustellen.
Aktuell arbeiten rund 1.800 Beschäftigte auf dem Fliegerhorst, dessen kleinerer westlicher Teil sich in Sachsen-Anhalt befindet. Zukünftig sollen 2.500 Soldaten und Zivilisten dort tätig sein. Für den Ausbau der Infrastruktur sollen in den kommenden zehn Jahren rund 700 Millionen Euro investiert werden.
Truppen der 173. US-Luftlandebrigade steigen während der Teilnahme an der Militärübung „Saber Junction 20“ auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels aus Chinook-CH-47-Hubschraubern aus, am 10. August 2020 in der Nähe von Hohenfels.
Foto: Lennart Preiss/Getty Images
Der Bundeswehrstandort stand bereits mehrere Male vor dem Aus. „Für Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist diese Standortentscheidung eine sehr gute Nachricht“, so Woidke. Sie bedeute, dass viele neue Arbeitsplätze entstehen würden. Es gehe nicht nur um eine militärische Entscheidung, sondern auch um eine Wachstumsentscheidung für die Region, erklärt der SPD-Politiker.
Teil der „Zeitenwende“
Der Ausbau des Fliegerhorstes sei Teil der infolge des Ukraine-Krieges eingeleiteten „Zeitenwende“. „Wir müssen uns klarmachen, dass die Sicherheitsarchitektur in Europa seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine komplett infrage steht“, führt Woidke aus. „Die veränderte Sicherheitslage mache hohe Investitionen nötig“, so der brandenburgische Ministerpräsident. Bei beiden Anschaffungen – dem Arrow-3-System und dem Chinook-CH-47-Hubschrauber – würde es um die zukünftigen Aufgaben der Bundeswehr bei der Landesverteidigung und im Rahmen der NATO gehen.