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Lieder-Seelen – Von Conrad Ferdinand Meyer

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

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"Und ich bin ein üppiges Blumengewind –"

Foto: iStock

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Lesedauer: 1 Min.

Lieder-Seelen

In der Nacht, die die Bäume mit Blüten deckt,
Ward ich von süßen Gespenstern erschreckt,
Ein Reigen schwang im Garten sich,
Den ich mit leisem Fuß beschlich;
Wie zarter Elfen Chor im Ring
Ein weißer, lebendiger Schimmer ging.
Die Schemen hab’ ich keck befragt:
Wer seid ihr, luftige Wesen? Sagt!
“Ich bin eine Reihe von Stapfen im Schnee.”
“Und ich bin ein Wölkchen, gespiegelt im See.”
“Ich bin ein Seufzer gen Himmel empor!”
“Und ich ein Geheimnis, geflüstert in’s Ohr.”
“Ich bin ein frommes, gestorbenes Kind.”
“Und ich bin ein üppiges Blumengewind –”
“Und die du wählst, und der’s beschied
Die Gunst der Stunde, die wird ein Lied.”
Conrad Ferdinand Meyer (1825 – 1898)

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