Islamische Kunst in Berlin
Sammlerleidenschaften und „Sammlerglück“
Im Martin-Gropius-Bau und im Pergamonmuseum - Zwei hochkarätige Ausstellungen 1000-jähriger islamischer Kunst erstmals in Berlin

SMB, Museum für Islamische Kunst / Sammlung Edmund de Unger /
Foto: Ingrid Geske
Berlin – Seit dem 17. März sind in Berlin im Martin-Gropius-Bau die „Schätze des Aga Khan-Museums“ zu sehen. Es handelt sich um 200 herausragende Kunstwerke aus 1000 Jahren islamischer Kulturgeschichte, die aus allen Regionen der islamischen Welt kommen. Ihre Herkunft kann von der iberischen Halbinsel bis China zurückverfolgt werden. Metallgefäße, Holzarbeiten, Gemälde, Zeichnungen und Manuskripte vom 8. bis zum 18. Jahrhundert erzählen ihre Geschichten über die Vielfältigkeit der islamischen Welt.
Seiten aus dem persischen Heldenepos „Shahnama“ (Buch der Könige), dem Hauptwerk von Abu Ali Ibn Sina, das über 500 Jahre als Standardwerk für Ärzte in Europa galt und eine Doppelseite des „Blauen Korans“ sind Bestandteile dieser außergewöhnlichen Ausstellung.
Besondere Anziehungskraft haben die persischen und indischen Kunstgegenstände mit detailreichen Motiven von Menschen, Tieren und Pflanzen.
Karim Aga Khan IV. wurde 1936 in Creux-de Genthod (Schweiz) geboren. Seit über 30 Jahren sammelt er islamische Kunst. Als Oberhaupt der schiitischen Glaubensgemeinschaft der Ismaeliten, die über den Nahen Osten und Zentralasien bis nach Indien verbreitet ist, unterhält er unter anderem eine Stiftung, die die Restauration historischer Altstädte in der islamischen Welt und Entwicklungsprojekte finanziert. So hat das Aga Khan-Development-Network für den Wiederaufbau Afghanistans 80 Millionen Euro gestiftet.

Die Meisterwerke der islamischen Kunst sind im Martin-Gropius-Bau in Berlin bis zum 6. Juni 2010 in einer kompakten, sorgfältig editierten Ausstellung zu sehen.
Diese weltbedeutende Sammlung soll nach Ende der Berliner Ausstellungszeit auf mehreren Kontinenten Zwischenstopps machen, um dann 2013 Teil einer Dauerausstellung des neuen Aga-Khan-Museums im kanadischen Toronto zu werden.

Zeitgleich ist seit dem 18. März die Ausstellung „Sammlerglück“ im Museum für Islamische Kunst auf der Museumsinsel zu sehen.
Alle gezeigten Meisterwerke stammen aus dem Familienbesitz des Londoner Mäzens Edmund de Unger. Seit über 50 Jahren ist der in Ungarn geborene Anwalt und Immobilieninvestor leidenschaftlicher Sammler.
International als „Keir Collection“ bekannt, gehört diese private Sammlung zu den weltweit größten und bedeutendsten dieser Art. Die Leihgaben umfassen frühmittelalterliche Bronzen, kostbare Bergkristallobjekte, Brokate, Teppiche sowie wertvolle Kalligraphien, Miniaturen und aufwendig verzierte Bucheinbände. Edmund de Unger stellte bisher 112 Werke dem Berliner Museum zur Verfügung.
Es ist ein „Vorgeschmack“ auf das, was noch folgen wird. Insgesamt sollen 1500 Kunstgegenstände die Ausstellungsräume des Islamischen Museums bereichern und einen fester Ausstellungsteil in ihm werden.
Die Sammlung zeichnet sich durch ihre besondere Beziehung zu den Fatimiden aus. Die schiitische Dynastie der Fatimiden herrschte von 969 bis 1171 in Ägypten. Sie gründeten Kairo als Palaststadt ihres sich zeitweise von Syrien bis Nord- Westafrika erstreckenden Reiches. Unter den Fatimiden genoss Ägypten durch seine Rolle als Knotenpunkt des Handels zwischen dem Mittelmeer und Indien großen wirtschaftlichen Wohlstand. Dies wirkte sich äußerst förderlich auf die Kunst und Kultur aus. Beispiele hierfür sind äußerst fein gearbeiteter Schmuck, der die in Byzanz verbreitete Technik des Emaildekors aufgreift.

Besucher werden auf eine persönliche Art und Weise in die Welt des Sammelns auserwählter islamischer Kunstschätze eingeführt. Sie haben die Gelegenheit, in Filmen Einblicke in die Leidenschaft eines Sammlers zu erhalten und eine Auktion mit zu erleben. Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, äußerte sich auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung „Sammlerglück“ von Edmund de Unger sehr wohlwollend darüber, dass beide islamischen Ausstellungen zeitgleich durchgeführt werden. Er betonte, dass die Präsentation beider Sammlungen eine gewollte Kombination ist und diese sich inhaltlich gut ergänzen. Für Berlin sei das ein Glücksumstand, weil damit alle international Interessierten an der islamischen Kunst in der deutschen Hauptstadt ein umfangreiches exquisites Kunstangebot erleben können.
Öffnungszeiten des Martin-Gropius-Baus
Mittwoch bis Montag 10.00 – 20.00 Uhr
Dienstag geschlossen
Ab 30. April täglich 10.00 bis 20.00 Uhr
Lange Gropius-Bau-Nächte vom 28.04. bis 01.05.2010-03-18 von 10.00 bis 24.00 Uhr geöffnet.
Islamisches Museum im Pergamonmuseum
Montag bis Mittwoch 10.00 – 18.00 Uhr
Donnerstag 10.00 – 22.00 Uhr
Freitag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet.

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